Vorurteile sind für kleine Kinder noch ein Fremdwort. Bis zum dritten Lebensjahr nehmen sie die Welt weitgehend über Emotionen wahr und beurteilen Menschen mehr danach, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten als beispielsweise nach ihrem Äußeren. Sie werten nicht, gehen unvoreingenommen auf andere zu. In unserer Kampfkunstschule tun wir alles dafür, dass diese Kultur fortgelebt wird. Denn Kampfkünstler bewerten andere Menschen nicht aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder Religion.
Im Kampfkunstunterricht geht es immer um Respekt und Toleranz vor Menschen. Um Letzteres soll es mit besonderem Hauptaugenmerk in diesem Monat gehen. Damit aus Fremden Freunde werden können, wollen wir uns in den kommenden Mattengesprächen dem gerade hochaktuellen Thema Toleranz zuwenden.
Warum?
Wir essen italienisches Essen, tanzen zu US-amerikanischen Klängen, schauen französische Komödien, tragen unsere Kinder in indischen Tüchern, gehen abends in eine Sushi-Bar und verbringen unseren Urlaub gerne in Spanien, Griechenland oder der Türkei. Und dennoch: Es gibt immer wieder Menschen, die andere Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder dem Aussehen beurteilen.
Genau hier setzt unser Lebenskompetenz-Training an. Im Kampfkunstunterricht möchten wir Werte und Normen vermitteln, die uns Kampfkünstlern wichtig sind. Das ist zum einen die Schwarzgurteinstellung, die Ihr Kind zum Vorbild der Gesellschaft macht. Zum anderen sind das gesellschaftliche Regeln, welche für die Kinder im Zusammenleben mit anderen Menschen enorm wichtig sind. Wichtig schon allein deshalb, weil Kinder, die über keine oder nur wenige soziale Fähigkeiten verfügen, immer wieder mit anderen Menschen anecken, als Erwachsene Probleme in der Arbeitswelt haben und im schlimmsten Fall sogar Konflikte mit dem Gesetz haben.
Die gute Nachricht ist: Toleranz gegenüber anderen lässt sich bei Kindern trainieren, so auch das Ergebnis einer im Juni 2010 veröffentlichten Studie der Universität Jena. Daran hatten 400 Drittklässler an 15 Thüringer Grundschulen zwei Jahre lang mitgewirkt. Verbunden damit war ein Trainings- und Präventionsprogramm.
„Durch ein interkulturelles Training lässt sich das Wissen über andere Kulturen und Nationen bei Kindern deutlich erhöhen“, erklärte der Jenaer Psychologe und Leiter der Studie, Andreas Beelmann, damals. Zudem sei bei den an der Untersuchung beteiligten Schülern eine offenere Einstellung gegenüber Kindern anderer Nationen nachweisbar.
Das macht doch Hoffnung! Also, unterstützen wir unsere Kinder darin, Kontakt zu anderen Kindern aufzubauen. Auch und gerade zu denen, die anders sind als das eigene Kind. Weil: Alle Menschen sind verschieden, aber gleichwertig.
Kampfkunst ist mehr.